26. – 29. Juli 2012
Leider neigt sich unsere Reise ganz langsam aber sicher dem Ende zu. Es ist Donnerstag, also noch 3 Tage bis zu unserer Fährüberfahrt zurück nach Deutschland und anschliessend in die Schweiz. Doch fürs erste haben wir noch drei Ziele, die wir unbedingt anfahren wollen. Als erstes stand in Karlskrona das Marinemuseum auf dem Plan.
Dafür haben wir Kosta am Morgen kurz nach 9:00 h verlassen und sind im Landesinnern der Nationalstrasse E28 gefolgt. Es waren knapp 100 km bis zum Museum. Die Strassen waren wie bereits gewohnt angenehm und führten uns weiter durch lange Wälder. Im Nachhinein wissen wir, es war der letzte für Schweden so typische Streckenabschnitt… Unser Navigationsgerät führte und mehr oder weniger direkt vors Marinemuseum. Schon von weitem waren die Kriegsschiffe zu sehen, die vor dem Museumsgebäude im Wasser vor Anker liegen. Hinter dem Museum wird gebaut, es soll für U-Boote erweitert werden.
Das vor dem Marinemuseum vor Anker liegende Boot ist ein Kriegsschiff aus dem zweiten Weltkrieg, ein Minensuchboot und kann während den Sommermonaten auf und unter Deck besichtigt werden. Vor allem der Besuch unter Deck beeindruckt doch schon sehr! Wir sind uns das Wohnen auf engem Raum in unserem Wohnmobil gewohnt, doch was wir unter Deck erspähten beengte doch ein wenig. Und wenn man sich dann noch einen hohen Wellengang dazu vorstellt… uuufff nein… dazu noch die muffige Luft….
Auch ein Roboterschiff, welches im kalten Krieg eine Schachfigur war, liegt vor dem Museumsgebäude im Wasser vor Anker, allerdings kann dieses Schiff nur auf Deck besichtig werden.
Weiter kann ein Unterseetunnel besichtigt werden. Unter dem Marinemuseum liegt ein echtes Wrack aus dem 18. Jahrhundert. Es war ein sogenanntes Linienschiff und ist absichtlich mit Steinen gefüllt und im Meer versenkt worden.
Wer möchte, hat nebst dem Eintrittgeld gegen eine zusätzliche Gebühr die Möglichkeit, sich in einem Simulator zu üben. Die Simulation soll so echt sein, dass alle mit Neigung zur Seekrankheit gewarnt werden…
Nach dem Besuch im Schiffsmuseum gönnten wir uns ein kühlendes Eis auf dem Weg zum Parkplatz. Es war mittlerweile so heiss, dass der kühlende Genuss in unseren Händen nur so dahin schmolz und wir uns mit Essen beeilen mussten! Kürzlich haben wir auf der Frontseite einer schwedischen Tageszeitung eine Schlagzeile betreffend Temperaturen gelesen und haben ohne Schwedische Sprachenkenntnisse doch verstanden, dass es sich allmählich um Rekordmässige Temperaturen für das Skandinavische Land handelt! Toll, wir hatten bis anhin einfach nur traumhaftes Wetter, genauso wie wir es uns gewünscht und „bestellt“ haben…
Nach unserem Intermezzo in Karlskrona peilten wir unser nächstes Ziel an: Käseberga. Tönt wohl im ersten Moment eher nach den Niederlanden als nach Schweden, uns erging es jedenfalls so, als wir den Ortsnamen zum ersten mal gelesen haben. Nun wie bereits erwähnt veränderte sich die Landschaft zunehmend und wir vermissten bereits nach kurzer Zeit die Wälder… Je mehr die Wälder verschwanden, desto häufiger erblickten wir die riesigen Kornfelder, welche wir bereits von der Westküste kannten. Zunehmend wurde die Landschaft sehr hügelig und die Felder leuchteten in der Abendsonne einfach nur goldig schön…
Was wir in Käseberga wollten? Übernachten natürlich, erst aber, nach dem wir das beeindruckende, steinerne Monument Ales Stenar besichtigt hatten. Wir fanden einen tollen Stellplatz, stellten uns hin – nebst übrigens vielen anderen Wohnmobils- und machten für den Moment einfach mal Pause. Wir wollten die Schiffsetzung ohne die grosse Touristenmasse besuchen und warteten bis kurz vor Sonnenuntergang mit unserer Wanderung auf die Klippen. Filou freute sich natürlich über den ausgiebigen, abendlichen Spaziergang.
Auf dem Weg zum zu den Felsbrocken überholte uns ein eiliger Tourist mit seiner Fotoausrüstung und erwiderte unseren freundlichen Gruss nicht. Er stapfte seiner Begleiterin einfach davon… Auch wir waren mit Fotorucksack und Stativ unterwegs und witzelten über den unerwiderten Gruss in der Annahme, dass der Herr dasselbe Vorhaben hatte wie wir und sich wohl darüber ärgerte, dass er nicht einzig damit war. Unsere Annahme unterstrich sich wenig später darin, dass er sich immer genau dorthin stellte, in dessen Richtung wir unser Stativ und Kamera aufgebaut haben. Im ersten Moment ärgerten wir uns doch schon etwas über sein Gebärden, doch kurz darauf haben wir uns auf die schwedische Ruhe besonnen und übten uns ganz einfach in Geduld, was sich schlussendlich auch ausbezahlt hat. Irgendwann zog der Herr samt Begleitung ab und wir liessen die wenigen verbleibenden Touristen mit dem Graufilter aus dem Bild verschwinden. Jene Personen, die stetig in Bewegung waren, sind nämlich nicht das Problem, sondern die „Positionierten“, wie eben unser „Hobby-Freund“!
Die Schiffsetzung mit 59 grossen Felsbrocken mehrheitlich aus der Region vorkommendem Sandstein (0.5 – 1.8t schwer und bis zu 3 m hoch), einer Länge von 67 m und einer Breite von 19 m ist sehr beeindruckend. Gemäss Unterlagen soll dies eine der grössten Schiffssetzungen in Skandinavien und vor rund 1‘400 Jahren aufgestellt worden sein. Theorien für die Aufstellung der Steine gibt es unterschiedliche: Gräberfeld, Erinnerungen an eine ertrunkene Schiffscrew, Jahreszeitenbestimmung etc.
Nach ca. einer Stunde haben wir bei leichtem Eindunkeln den Rückweg in Angriff genommen um anschliessend noch unsere Bilder auf dem Notebook zu begutachten. Zufrieden und müde haben wir uns kurze Zeit später zur Ruh gelegt.
Am nächsten Morgen wurden wir durch Klopfen an der Wohnmobiltür um ca. 8:00h geweckt! Am Vorabend habe ich vergeblich versucht die Stellplatzgebühr zu begleichen. Scheinbar hätte da ein Platzwart von 20:00h – 22:00h vor Ort sein sollen. Diesen konnte ich aber nicht ausfindig machen. Für dieselbe Zeit, einfach morgens sollte er wieder auf Platz sein. Da wollte ich dann die Gebühr bezahlen. Der Wecker war auch gestellt. Doch er kam uns zuvor: wir gehen davon aus, dass er nicht wie auf einer Tafel vermerkt abends vor Ort ist, sondern einfach am Morgen zeitig die Wohnmobilisten aus den Federn holt und so die Gebühren einholt… auch gut so…
Nach unserem Morgenkaffee machten wir uns gemütlich reisefertig und steuerten unser letztes Ziel auf der Reise an:
Ystad, die Kurt Wallander Stadt! Die Krimis des schwedischen Erfolgsautors Henning Mankell wurden in Ystad verfilmt. Wir mögen diese Krimis mit dem Kriminalkommissar Kurt Wallander, wenn wir denn mal dazu kommen TV zu sehen sehr! Krimis mit der schwedischen Ruhe und doch voller Spannung bis kurz vor dem Ende!
Ystad kann sich aber auch so mit den rund 300 unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäusern sehen lassen. Trotz der Einwohnerzahl von 27‘000 Menschen hat man nicht den Eindruck, in einer Stadt zu sein. Übersichtlich und doch voller Überraschungen, mit all den Hinterhöfen, die man besuchen darf vermittelt Ystad einem eher in einem grossen Dorf zu sein. Wie immer waren die Menschen sehr, sehr freundlich.
Für die zweitletzte Nacht in Schweden haben wir unser Fahrzeug am Hafen parkiert. Nach Anmeldung dürfen so mit einem Batch auch die Hafensanitäranlagen benutzt werden. Im Hafenrestaurant kehrten wir ein und schauten interessiert und teils auch schmunzelnd dem Hafentreiben zu, bevor wir anschliessend den Tag gemütlich ausklingen liessen.
Für den letzten Tag vor unserer Rückreise haben wir ausgemacht, möglichst früh nach Trelleborg auf den Stellplatz vor dem Fährhafen zu fahren. In verschiedenen Berichten und Blogs haben wir gelesen, dass dieser Platz sehr beliebt ist, weil der Fährhafen in wenigen Minuten erreicht ist. Wenn die Fähre um 10:00h ausläuft, muss bis spätestens um 9:00h eingecheckt werden. Das heisst, möglichst früh am Check-in sein. So waren wir bereits vor dem Mittag in Trelleborg angekommen, von Käseberga bis nach Ystad waren es ca. 57 km.
Speziell war der Stellplatz nicht wirklich, praktisch halt eben… wir entschlossen uns dann einfach für einen Spaziergang. Irgendwann kam mir die Idee, dass wir versuchen könnten eine Umbuchung der Fähre vorzunehmen und über Nacht die erste Etappe unserer Rückreise antreten. Gesagt getan und wir suchten das TT-Line Service Büro. Eine sehr nette junge Dame teilte mir dann auch auf Englisch mit, dass dies grundsätzlich kein Problem sei, sie jedoch die Buchungs Nr. benötige und nicht nach dem Namen suchen könne. Die Reisedokumente trugen wir natürlich nicht stetig mit und damit die Idee unterwegs kam, hatten wir sie auch diesmal nicht dabei… Das Fahrzeug hätte auf jeden Fall Platz, meinte sie, doch die Kabinen seien ausgebucht, es wäre noch eine „in Front“ die mit Aufpreis gebucht werden könnte. Uns wäre es egal gewesen, diesen Aufpreis zu bezahlen, doch bis wir nahezu eine Stunde zum Wohnmobil und genauso lange wieder zum Check-in Büro marschiert wären, wäre die Kabine sicher vergeben gewesen. Also unternahmen wir keine weiteren Versuche mehr etwas am Programm zu ändern. Schlenderten noch etwas umher und vertrödelten einfach die Zeit. Nicht wirklich das was wir mögen, aber so ist das eben manchmal wenn man warten muss… Der wettermässige sehr, sehr stürmische Nachmittag, so wie die Wettervorhersagen für Norddeutschland machten uns dann definitiv sicher, dass es gut war, die Fährüberfahrt wie geplant zu machen.
Meinen Spass und die gute Erfahrung bei der Anreise per Schiff nach Schweden sollte doch nicht einfach so leichtsinnig dahin sein! Schliesslich steht Skandinavien für nächstes Jahr erneut an oberster Stelle unserer Ferienziele! (Ricarda… grins…)
Die Überfahrt nach Deutschland verlief etwas unruhiger als nach Schweden, aber dennoch so gut, dass wir uns bereits auf die nächste grosse Reise freuen! Wir haben unser „Hotelzimmer“ bezogen und freuten uns nach der Dusche auf den Kapitänslunch. Die Zeit verging wie im Fluge und schon bald wurden die beiden Ladedecks zu den Fahrzeugen geöffnet. Pünktlich um 18:00h ist die Nils Holgerson in Travemünde eingelaufen und wenig später fuhren wir von Board…
Eigentlich wollten wir gleich in Travemünde übernachten und am Montag weiterfahren. Doch wir disponierten um und sind noch bis kurz vor 23:00h weitergereist. Wohlweislich, wie sich herausstellte. Wir gerieten auf den Grossbaustellen um Hamburg in Stau, nicht auszudenken, wenn am nächsten Tag auch sämtliche auf den Raststätten gesichtete LkW’s wieder on the road gewesen wären… uuff…
Grundsätzlich taten wir uns mit dem Verkehrsverhalten in Deutschland sehr schwer! Die Hektik und das Gedränge auf den 6-spurigen Autobahnen brachte unser Adrenalin in den ersten Stunden arg in Wallungen… Wie muss es da wohl einem Schweden ergehen, der zum ersten Mal über den „Teich“ fährt… nicht vorstellbar!
Stetig, jedoch ohne Hast rollten wir die Kilometer bis in die Schweiz ab und waren im frühen Abend mit wunderschönen Erinnerungen zu Hause.
Zufrieden, dass wir eine pannenlose Reise hatten, Renés Knie sich doch recht gut erholt hat, trotzdem es anfänglich nicht danach aussah, erinnern wir uns sehr gerne auch an unsere vielen spannenden, tiefgründigen und teils lustigen Cockpitgespräche die wir unterwegs hatten. Die eindrücklichen Landschaften, die interessanten, sehr herzlichen und offenen Begegnungen mit den Schweden fehlen uns bereits jetzt, nicht zu sprechen von der nicht vorhandenen Hektik, sei es im Strassenverkehr, im Alltag oder im persönlichen Umgang!
Allen die „mit uns gereist“ sind, mitgefiebert haben, den Wetterdaumen gedrückt, Genesungswünsche für René geschickt und fleissig unsere Beiträge kommentiert haben, danken wir herzlich! Unser Blog ist sicher in erster Linie unser online Tagebuch für uns, um unserem Alzheimer in lightform entgegen zu wirken. Auf der anderen Seite ist ein Blog doch eben auch öffentlich und es macht Spass Rückmeldungen zu erhalten! (Auch wenn mal was angepasst werden soll… Danke Maria und Ricarda!)
P.S. Für allfällige Schreibfehler möchte ich mich hier endlich entschuldigen! Die Berichte wurden teils mit müden Augen und zu später Stunde verfasst. Ein Überlesen fand jeweils nicht mehr statt! Danke für eure Nachsicht…
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Karlskrona – Käseberga – Ystad
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