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Die Wikinger und eine Schreckensnachricht

Nach zwei trockenen Tagen wurden wir erneut vom Regen geweckt. Ein Glück haben wir die Wohnmobil-Versorgung (Frischwasser auffüllen, Toilette entleeren, Wohnraum reinigen) gleich bei unserer Ankunft am Vortag erledigt. Es blieben also nur noch die Auffahrkeile einzupacken. Dabei bemerkten wir, dass der Rasen ganz schön aufgeweicht war, so stark hat es in der Nacht geregnet! Ein Glück hat René das Womo rückwärts geparkt, wahrscheinlich wären wir sonst nicht mehr ohne Hilfe vom Fleck gefahren! Andere hatten nicht so viel Glück: sie mussten mit einem landwirtschaftlichen Fahrzeug auf den Kiesweg gezogen werden.

Eines unserer Tagesziele war der Besuch eines Wikingerhofes in Fyrkat in der Nähe von Hobro. Trotz anhaltendem Regen liessen wir uns nicht aufhalten. Acht von neun ausgegrabenen und rekonstruiert aufgebauten Häusern dürfen betreten werden. Die neun Häuser, aus Eichenholz und Lehmwänden mit Strohdächern gebaut, gehörten einem Grossgrundbesitzer und beinhalten Wohnhäuser wie auch Werkstätten wie z.Bsp. eine Schmiede. Verschiedene Aktivitäten aus der Wikingerzeit wie das Schnitzen von Musik-Flöten aus Tierknochen und auch Backen von Brot werden live vorgeführt. Letzteres darf man sogar selber ausprobieren und anschliessend auch kosten. René hat für uns zwei Wikingerbrote gebacken!

Nun ist die Hälfte unseres Urlaub bereits vorbei, leider, und doch haben wir schon sehr viel gesehen und erlebt! Wir überlegten uns, wo unser nächstes Nachtlager sein soll. Auf der Halbinsel von Dänemark, an der Ostküste hätte es noch dieses und jenes zu erkunden gegeben, doch haben wir den Wetterprognosen entnommen, dass ein Tief über Dänemark kreist und sich so schnell nicht verschieben wird. Also haben wir uns entschlossen, weiter vorzurücken und die Insel Fünen zu überqueren, d.h. gar bis auf die Insel Sealand nach Korsør zu fahren. Dafür war die Storebæltbrücke zu überqueren. Die Brücke, dessen Fahrbahn sich 65 m ü.M befindet, wurde im Jahr 1998 nach 10-jähriger Bauzeit fertiggestellt. Die beiden Brückenpfeiler sind mit 254 m die höchsten Punkte Dänemarks! (Zum Vergleich: Der höchste Berg in Dänemark liegt 174 m ü.M) Interessant ist auch, dass die Storebæltbrücke um fast einen Drittel länger ist, als die weitaus bekanntere Golden-Gate-Bridge in San Francisco…

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Die Überfahrt war sehr eindrücklich und auch mystisch. Der Himmel war grau tief verhangen. Die Windsäcke am Anfang auf der Brücke lagen horizontal im Wind und auch Warnsignale machten darauf aufmerksam, dass die Fahrzeuge mit absoluter Aufmerksamkeit im Griff zu halten sind! Ungefähr 18 km fährt man ganz einfach über dem Wasser… weder vorne noch hinten war Land in Sicht, jedenfalls mit den gegebenen Wetterverhältnissen!

Bereits während den Reisevorbereitungen haben wir einen Campingplatz ausgesucht, den wir unbedingt anfahren wollten, da man von dort aus einen wunderbaren Blick auf die Brücke hat. Wir stellten uns vor, dass der Anblick bei Nacht noch einmal auf eine andere Art eindrücklich sein muss. Tja, immer dann wenn man Ausschau nach Wegweisern hält, sind keine da… so auch für den gesuchten Campingplatz. Irgendwann sind wir am Hafen gelandet, wo bereits ein paar Wohnmobile standen. Wir haben uns bei sehr starkem Wind schlau gemacht und stellten fest, dass man am Hafen gegen ein im Vergleich zum Camping geringen Entgeld übernachten darf. Sogar Stromanschlüsse waren vorhanden. Der Fall war klar, wir wollten bei diesem sturmmässigen Wetter nicht mehr weiterfahren, bez. weiter suchen und installierten uns für die kommende Nacht. Der Wind wurde von Stunde zu Stunde stärker, so stark, dass alles was nicht festgebunden oder -gehalten wurde, davon flog! Wer nicht musste, machte keinen Schritt nach draussen. Die Segelmasten, der im Hafen vor Anker liegenden Segelbote jammerten die ganze Nacht im Wind…

An diesem Abend haben wir von den barbarischen Attentaten in Oslo und der Insel Utøya gehört! Wir sind tief bestürzt und können kaum glauben, dass ein Mensch zu so was fähig ist… es macht uns sprachlos…

Fast täglich berichten die Medien über Attentate, so oft und viele, dass wir diese fast nur noch am Rande wahrnehmen. Doch diesmal empfinden wir die Nachricht irgendwie anders als sonst! Anfänglich hatten wir vor, anstelle nach Dänemark nach Süd-Norwegen zu reisen…! Der Grund, weshalb wir nun in Dänemark unterwegs sind, ist unser kleiner, vierbeiniger Freund Filou.

Norwegen gehört nebst England zu den Ländern mit den strengsten Einreisevorschriften für Tiere. Filou hat zwar alle erforderlichen Impfungen, jedoch nicht den vorgeschriebenen Bluttest der Tollwutimpfung. Es bestehen genaue Vorschriften, wann der Test durchzuführen ist. (Frühestens 120 Tage und spätestens 360 Tage nach der Impfung. Bis anhing liessen wir unseren Hund nur alle 2 Jahre gegen Tollwut impfen, das reichte für unsere Reisen mit ihm völlig aus…)

Da wir wohl davon ausgegangen sind, dass die Tollwutimpfung verlangt wird (bei uns in der Schweiz ist diese nicht mehr obligatorisch), wollten wir diese beim Tierarzt vor Ablauf der Gültigkeit wiederholen lassen. Wir wurden über die genauen Auflagen für die Skandinavischen Ländern aufgeklärt und mussten feststellen, dass wir die Impfung genau um eine Woche zu spät wiederholen lassen, damit die Fristen für den Bluttest hätten eingehalten werden können. Im ersten Moment war unsere Enttäuschung gross, doch das Risiko einer evtl. Quarantäne für Filou wollten wir auf keinen Fall eingehen. Unser Tierarzt erklärte uns nämlich, dass die Kontrollen wirklich sehr streng eingehalten werden. So haben wir uns entschlossen, nicht nach Norwegen, dafür nach Dänemark zu reisen, wofür die bereits im Heimtierpass eingetragenen Impfungen (inkl. Nachimpfung der Tollwut) ausreichen.

Wahrscheinlich wären wir zum Zeitpunkt des Attentats nicht in Oslo gewesen, dennoch hätte es unseren Ferien die Ungezwungenheit gestohlen und wir hätten wie so viele andere versucht, das Land so rasch als möglich zu verlassen…

Es scheint sich einmal mehr zu bewahrheiten, dass alles seinen Grund hat, so auch, dass wir die Nachimpfung im Bezug auf den erwähnten Bluttest um eine Woche verpasst haben…!

Heute Nachmittag wollten wir uns das Schloss Frederiksborg ansehen. Die Parkplätze vor dem Schloss sind sehr beschränkt und am Strassenrand wollten wir unser Fahrzeug nicht stehen lassen. So haben wir uns einen Platz zum Übernachten gesucht und sind in Helsingør gelandet. Ein kleiner aber sehr angenehmer Platz mit einer schönen Aussicht nach Schweden (Helsingborg). Morgen wird uns der Wecker, obwohl es Sonntag ist, etwas früher wecken, so dass wir diesmal vor dem Mittag erneut am Schloss sein werden und hoffentlich mehr Glück für eine Parklplatz haben.

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