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Das Gute im Mensch

Allüberall auf den Tannenspitzen, sahen wir goldene Lichtlein sitzen… oder wie ging das genau..?

Zu Beginn der Adventszeit öffnen sich überall die Tore zu den Weihnachtsmärkten. Leise und stimmungsvolle Musik umrahmt von herrlich würzigen und süssen Düften zeigt uns auf, dass Weihnachten und somit die Tage des Einklangs näher rücken.

Naja, persönlich mag ich genau diese Tage, an denen mir der Kalender vorschreibt, dass ich Geschenke bereit halten und möglichst glücklich sein soll überhaupt nicht! Kein Datum hat mir vorzuschreiben, was ich tun und lassen, wie meine Gemütslage und meine Emotionen sein sollen, egal vor wie vielen Jahren die Verfasser dies festgelegt und niedergeschrieben und haben!

Wer uns kennt weiss, dass wir seit vielen Jahren genau diesen Tagen entfliehen… Nicht weil wir nicht glücklich sind.. auch nicht, weil wir den Frieden nicht mögen.. sondern, weil wir der Auffassung sind, dass über Erlebnisse und Konstellationen die einen durchs ganze Jahr begleitet haben, nicht einfach die Decke des Glücks und des Friedens gezogen werden kann… meist ja eh nur für ein paar Tage… wenn überhaupt… Wir feiern wann uns danach zu Mute ist und für den Frieden und das Gute stehen wir das ganze Jahr ein und nicht nur in einzelnen Momenten!

Die Wochen und Tage vor den sakrosanten Daten geniessen wir mit uns lieb gewonnen Menschen, so wie es unser Grundsatz auch durchs ganze Jahr ist… Vielleicht noch etwas intensiver.. Diese Momente tragen uns durch die oft hektischen, letzten Tage des Jahres und bedeuten uns sehr viel!

So waren wir auch in diesem Jahr mit Freunden und zwei Fahrzeugen „Unterwegs und doch zu Hause“ on the road. Leise Adventsmusik berieselte uns, verschiedensten Düfte waren uns Wegweiser, hie und da kosteten wir eine Spezialität und gönnten uns auch die eine oder andere Kleinigkeit für den Alltag… und allüberall auf den Tannenspitzen, sahen wir goldenen Lichtlein sitzen… erneut waren wir in einer anderen Welt.. in einer Welt voller Zufriedenheit und Entschleunigung..

Während diesen Tagen konnte ich eine Situation miterleben, die mir den Glauben an die Ehrlichkeit und das Gute im Menschen zurück gegeben hat… jedenfalls für einige Stunden!

Ein Lokal, welches in den wärmeren Jahreszeiten eine italienische Gelateria ist, wird für die Monate November und Dezember jeweils zu einem Winterladen umgebaut. Viele wunderschöne Dekorationsgegenstände stehen zur Auswahl und machen die Wahl nicht gerade einfach. Kurz bevor ich das Geschäft verlassen wollte sah ich eine Glasvitrine mit Silberschmuck neben der Kasse stehen. Mein Blick hat sich verfangen, ich blieb stehen und konnte nebenbei ungewollt ein Gespräch zwischen einer Kundin und der Verkäuferin verfolgen. Lauschen gehört sich nicht, das weiss ich, doch ich konnte nicht anders als genau da stehen bleiben…  zum Schluss war ich einfach tief beeindruckt.

Vor einem Jahr hat besagte Kundin in Dekogegenstand in diesem Laden gekauft. Um was es sich genau für einen Gegenstand gehandelt hat, habe ich nicht verstanden. Jedenfalls war dieser Gegenstand mit einem goldenen Blatt verzieht und als Geschenk für die Freundin der Kundin gedacht. Die Freundin hat der Kundin irgendwann telefonisch mitgeteilt, dass das goldene Blatt fehlen würde. Ich gehe davon aus, das Geschenk wurde der Freundin per Post zugestellt… wie auch immer. Die Kundin war traurig, dass ihre Freundin ein unvollständiges Geschenk erhalten hat, kam zurück ins Geschäft, erzählte davon und erhielt von der sehr netten Verkäuferin Ersatz. Einfach so, ohne grosses Tamtam und ohne das unvollständige Stück zurück zu wollen.

Wenig später, der Winterladen war mittlerweile geschlossen und wohl bald wieder in die italienische Gelateria umgebaut, erhielt die Kundin erneut einen Anruf ihrer Freundin und wurde von ihr informiert, dass sie das goldene Blatt nun doch gefunden habe, als sie den Dekogegenstand beim Staubwischen umgestellt hat.

Ja und nun stand die Kundin an der Kasse und wollte den Ersatzgegenstand bezahlen, weil ja das erste Geschenk doch komplett war… Um welchen Betrag es sich gehandelt hat, habe ich nicht mitbekommen, auch habe ich die Antwort der Verkäuferin, die wohl zugleich auch die Geschäftsinhaberin war nicht mehr abgewartet… ich war von der Ehrlichkeit dieser Frau einfach überwältigt und habe den Laden ohne das Ende der Geschicht zu hören verlassen…


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Beschwingt und mit frischen Glauben an das Gute im Menschen schlenderten wir von einem Markthäuschen zum anderen weiter.

Wenige Stunden später wurde ich jedoch eines Besseren belehrt!

Nachdem uns etwas kalt geworden war und der Glühwein zum Wärmen nicht mehr ausreichte gönnten wir uns ein Bad im bis zu 37 Grad warmen Solewasser in der nahe gelegenen Therme.

Nach dem Bad trocknete ich in ein Frotteetuch eingewickelt am öffentlichen Frisiertisch meine Haare und legte zwischenzeitlich mein Badekleid auf den Stuhl vor dem Spiegel. Fertig frisiert habe ich nicht mehr an das Badekleid gedacht und ging ohne davon. Als ich meine Badeutensilien einpacken und somit das Badekleid im Frottiertuch einwickeln wollte, bemerkte ich das Fehlen. Wohlverstanden, in der Zwischenzeit sind ca. 5 Minuten vergangen. Eilig ging ich zurück zum Frisiertisch und wollte das schwarze Stück Stoff holen… Tja wollte… denn es war nicht mehr da… einfach weg… es ging nicht in erster Linie um das gute alte Stück, auf keinen Fall, denn innerlich freute ich mich umgehend auf eine Neues! Nein, es war mehr der Gedanke, was für ein Interesse ein Mensch daran haben kann, ein gebrauchtes Badekleid zu entwenden! Da in dieser, wie in allen anderen Thermen und Bäder die Kleiderpflicht herrscht, kann es ja wohl nicht der Grund sein, dass jemand KEIN Badekleid hat…

Vielleicht hat es auch eine Reinigungskraft einfach weggeräumt, respektive entsorgt… nicht dass man dem Badekleid das Alter angesehen hätte und dies die Entsorgung rechtfertigen würde! Jedenfalls war das kleine Schwarze nicht unter den Fundgegenständen…

Wenn es gestohlen wurde, dann wünsche ich dem Dieb, dass ihn dieser Stoff stehts den Kopf übers Wasser zu halten vermag… wurde es von der Reinigungskraft entsorgt hoffe ich, dass sie künftig nicht mehr ganz so übereifrig arbeitet und den Badegästen mindestens ein paar Minuten mehr Zeit beim Einpacken und somit der Feststellung von fehlenden Utensilien in der Badetasche lässt…….

Der Glaube an das Gute im Menschen habe ich dennoch nicht verloren, er ist einfach wieder wie vor diesem verlängerten Wochenende: etwas angekratzt….

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