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Sjötorp – Göta Kanal – Askersund

18. Juli 2012 Heute wurden wir mit lautem Klopfen auf unserem Wohnmobildach von Blitz und Donner umrahmt geweckt, und zwar bereits um 6:30h! Das herrliche Wetter gestern liess mit keinem Gedanken darauf schliessen, dass ein Gewitter im Anzug ist. Da das Donnern kurz auf die Blitze folgte und wir unter Bäumen standen, zog sich René kurzerhand seinen Trainingsanzug über, um den Strom vom Wohnmobil zu kappen, den wir ausnahmsweise mitgebucht haben, um das Notebook mit neuer Energie zu versorgen. Ans Schlafen war allerdings anschliessend nicht mehr zu denken, schliesslich war es taghell und unsere Körper waren für Aktivitäten bereit. Nach dem Duschen in der Hightech-Sanitäranlage waren wir schnell reisefertig und machten uns bereits um 9:00h auf die nächste Reiseetappe.

Ziel war der Göta Kanal, welcher in Sjötorp seinen Lauf beginnt. Doch erst gab es einen Zwischenstopp im MCD, damit ich die beiden gestern verfassten Reiseberichte online stellen konnte. Dafür nahmen wir uns eine knappe Stunde Zeit, checkten auch gleich unsere Mails und meldeten uns „zu Hause“ über Whatsapp. Auch hierfür benötigen wir eine Internetverbindung und profitierten gleich von dem Gratis W-LAN im MCD. (@ Gabi: Danke übrigens für den Tipp, durch eure Berichte kam ich erst auf die Idee!)

Dann ging es weiter und nach wenigen Kilometern über die Landstrasse erreichten wir Mariestad. Laut den Reisebüchern soll dies eine Sehenswürdigkeit sein, doch wir entschlossen uns dann doch, Mariestad nicht auszukundschaften. Irgendwie war uns die Ortschaft bereits zu gross und es wäre auch nicht leicht gewesen, einen Parkplatz für unser 6.5 m langes Fahrzeug zu finden. Also ging es weiter Richtung Sjötorp zum Anfang des „Blauen Bands Schwedens“.

Der Göta Kanal ist eine wichtige Wasserverbindung zwischen Göteborg und Stockholm, dementsprechend also zwischen der Nord- und Ostsee. Der Kanal wurde grösstenteils künstlich angelegt und im Jahre 1832 eröffnet. Von nun an mussten die Frachtschiffe nicht mehr den langen Weg um Südschweden fahren und den Dänen horrende Zölle bezahlen. Es wurden aber nicht nur Kanäle ausgegraben, sondern auch Schleusen gebaut, denn es gab Höhendifferenzen zu überwinden. Der höchst Punkt ist der Vikensee mit 91.8 m. Die Schleusen werden heute, wie wir gelesen haben grösstenteils von jungen Studenten bedient, die so ihr Studium finanzieren. Insgesamt hat der Göta Kanal eine Länge von 190 km, auf welchen 58 Schleusen zu überwinden sind. Der Kanal ist übrigens nicht ganzjährig befahrbar, sondern nur von Anfang Mai bis Ende September.

Bereits im Vorfeld fielen uns die Wegweiser auf, welche auf die Schleusen hinweisen. Es war absolut nicht zu verfehlen. Nach kurzer Zeit fanden wir einen Parkplatz, schnappten unsere Fotokameras und stellten uns zu den anwesenden Schaulustigen. Es waren 2 kleinere Boote in die Schleuse eingefahren und ein grosses Segelschiff nahte hinzu. Wir fanden, dass dies auf auf keinen Fall mehr Platz hat, doch der Kapitän des Seglers, genauso wie die junge Schleusenwärterin waren da scheinbar anderer Meinung! Mit Argusaugen beobachtete der Besitzer des an zweiter Stelle angetauten Bootes das wirklich gekonnte Manöver des Seglerkapitäns! Es war fast einen Applaus wert… Tja, dann schlossen sich die Schleusentore und die Schiffe wurden unter zwei Etappen von je einem Hub von 2.5 m auf den Wasserspiegel für die Weiterreise angehoben. Bevor es dann aber wirklich weiter ging, musste die Brücke, welche für die Auto über den Kanal führt weggedreht werden! Ein erneutes Spektakel für sich.


Unsere Reise führte uns weiter Richtung Askersund. Bis dahin trafen wir immer wieder auf den Göta Kanal, musste gar ein paar Mal warten, weil erneut eine Brücke für die Segler und grossen Boote „weggeschoben“ werden musste. Auch war es witzig anzusehen, wenn plötzlich dem Wald entlang, und hinter Schilf Segelbootmasten zu erblicken waren… aber eben nur die Masten der Segler! Der Kanalverlauf liess sich so erahnen, wenn er nicht zu sehen war.

Der Göta Kanal endet dann vorerst in den Undensee, welcher im Verhältnis zum Vanernsee um ein Vielfaches kleiner ist, aber dennoch imposant. Von da an sind wir Richtung Askersund am nördlichen Ufer des Vätternsees weiter gefahren. Natürlich alles über Landstrassen… meist gehörte die Strasse umgeben mit herrlichen Wäldern und Seen uns alleine! Wären da nicht hin und wieder Ortsschilder und ein einzelnes, typisches Schwedisches Landhaus aufgetaucht hätten wir geglaubt, dass wir irgendwo ohne Zivilisation in der Wildnis umher irren. Zu den Schwedischen Häusern mit ihrem typischen Holzstil und der unverkennbaren roten Farbe ist zu sagen, dass der Garten, wie tief das Haus auch im Wald steht, immer einen perfekten Eindruck macht. Es scheint, als wäre das Rasenmähen des Schweden Hobbys… Herrlich war es allemal, ich glaube wir haben heute abertausende von Bäumen gesehen… Seen wohl nicht ganz so viele, aber immerhin eine beachtliche Anzahl!

Betreffend Landwirtschaft fragen wir uns, was anderes als Getreide in Schweden angebaut wird!? An der Westküste haben wir ein einziges Kohlfeld entdeckt, alle anderen Felder sind mit Getreide angepflanzt oder das Gras wird geschnitten und zu Heu getrocknet. Kühe sind eine Seltenheit auf den Wiesen, Pferde gibt es da schon mehr auf den Weiden zu entdecken und sehr spärlich auch mal Schafe.

Nach einem längeren Abschnitt wollte René plötzlich einem Wegweiser mit Naturschutzgebiet und einem Campingzeichen folgen, stellte den Blinker nach rechts und bog in eine breite Strasse ein. Ups, die Strasse ist ja gar nicht mehr asphaltiert! Da wir nicht sicher waren, wie lange die Strasse so breit bleibt und wohin sie uns genau führt, haben wir kurzum gewendet und sind wieder der Nebenstrasse gefolgt. Vielleicht wären wir auf eine spezielle Ecke gestossen, wer weiss, doch mit einem so grossen Fahrzeug ist man doch schon etwas vorsichtiger und geht nicht ganz so viel Risiko ein. Zu den Wegweisern ist anzumerken, dass wir, wenn wir sie versuchen zu lesen immer wieder den Eindruck erhalten, gerade frisch lesen gelernt zu haben…

Weiter ging es also nach Askersund. Da soll es einen Stellplatz und auch einen Campingplatz am Hafen geben.

Den Stellplatz fanden wir problemlos, nur: da standen schon so viele Wohnmobile, dass wir glaubten, wir müssten uns nach einem anderen Übernachtungsplatz umsehen. Doch halt, da sind ja noch zwei Plätze… aber da hängt ein Zettel mit Reserviert dran! Gilt der für beide Plätze..? Nun ich bin rasch ausgestiegen, an die angrenzende Rezeption geeilt und habe die nette Dame hinter dem Tresen auf Englisch gefragt, ob denn beide Plätze reserviert sind? Sie verneinte, der Zettel gelte nur für die Platz Nr. 1, die Nr. 2 wäre noch frei, wir könnten dort ohne weiteres nächtigen. SUPER… die Lage war nämlich herrlich, direkt am Hafen und nur ein paar Schritte vom Zentrum entfernt. Auch wenn im Moment noch ein reges und touristisches Flanieren zu erkennen war, waren wir uns sicher, dass es gegen Abend ruhig werden würde! (Ist es übrigens auch… nur eine Musikband am anderen Ufer ist zu hören, doch das ist viel mehr angenehm als störend…)

Tja, die Wohnmobilfahrer vor uns machten leider den Fehler, dass sie sich nicht aus ihrer fahrbaren Wohnung bequemten und mussten unverrichteter Dinge weiterziehen… wir freuten uns riesig über unsere schnelle Reaktion und fanden, dass Fortuna heute mit uns gereist ist.

Nach diversen anderen Womos, die alle auch ohne Übernachtungsmöglichkeit wenden mussten, sahen wir plötzlich ein weiteres Fahrzeug mit Schweizerkennzeichen auffahren. Auch sie waren im Hafenbüro und hatten Glück. Es wurde ihnen ein angrenzender PW-Parkplatz zur Verfügung gestellt, der zurzeit aber noch besetzt war und sie sich einfach etwas gedulden mussten. Wir kamen natürlich ins Gespräch und „durften“ vernehmen, dass die beiden pensionierten Reisenden bereits vor einigen Jahren auf diesem Platz waren. DOCH da waren sie praktisch alleine… und überhaupt ist alles anders als damals… früher hatten die Schweden und auch Norweger „nur“ einen Wohnwagen und haben diese auf Campingplätze hingestellt… heute fahren sie alle auch mit Wohnmobils umher… und dieser Verkehr hier… und dann die Mücken… (wir haben bis anhin noch keine einzige bemerkt!) Ufff… als wir dann weiter vernehmen konnten, dass die beiden bereits seit 5 Wochen unterwegs sind, Teile Norwegens und auch Finnland bereist haben schauten wir uns nur noch lange an… Da haben zwei Menschen das Glück, ihre Pension mit gesundheitlich guter Verfassung in Angriff zu nehmen und weiter die finanzielle Möglichkeit, diese nach ihren Wünschen zu gestalten und meckern nur rum… Es ist doch ganz normal, dass sich die Welt von Jahr zu Jahr  verändert… wir hatten den Eindruck, als kämen sie damit nicht wirklich klar, vielmehr noch: die Welt gehört ihnen und sollte womöglich nach ihrem Gusto so verweilen, wie sie sie mochten!! Unglaublich… Auf ihre Frage, wie lange wir den schon unterwegs sind und unsere Antwort darauf – seit letztem Freitagnachmittag – meinten sie nur: Ach ihr seid ja noch erwerbstätig… etwas bissig gab ich dann zur Antwort: ja das sind wir und in selbstständiger Erwerbung ist es leider auch nicht möglich, 5 Wochen abwesend zu sein! Wir schätzen die 2,5 Wochen, die uns im Moment zur Verfügung stehen! Wir wünschten den beiden eine angenehme Weiterreise und holten uns in Eis… ;-) Später dann sind uns die beiden noch einmal über den Weg gelaufen und haben uns zufrieden mitgeteilt, dass sie nun bereits geduscht sind und an dem gegenüberliegenden Ufer im Restaurant was essen wollen. Sie hoffen, die Pizza sei noch genauso gut wie damals…!! Leider haben sie vergessen zu erwähnen, wie toll das neugebaute Sanitärhaus im Bootshafen ist, welches man mit einem ausgehändigten Batch benutzen darf…!!

Morgen geht’s dann weiter Richtung Osten. Das nächst grössere Ziel wird Stockholm sein. Wir haben genügend Zeit und möchten mind. 2 Tage dort verweilen. Mal sehen was daraus wird… Interessant wird’s aber ganz bestimmt!

Vielen Dank übrigens allen für die gute Besserungswünschen an René! Heute war der erste Tag, an dem er sich mehr oder weniger schmerzfrei bewegen konnte! Dies ergibt natürlich wieder etwas mehr Bewegungsraum…

Ich muss dann einfach sehen, dass ich auch wieder mal hinters Lenkrad komme… grins… (@ Ricarda: Im Moment ist René wieder der Brummi-Fahrer Nr. 1, ich bin „nur“ Brummi-Copilot und Navigationssystem…)

Also dann, auf bald wieder, die Berichte sind zwar etwas zeitverzögert online, aber wir können sie immerhin online stellen, damit unser Blog in Bewegung bleibt!

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